Mittwoch, 7. Oktober 2015

Kastanien


Baum der Erinnerung
Ich laufe von der Schwimmhalle heim, laufe durch den Park und plötzlich sehe ich ihn - einen Kastanienbaum. Innerhalb von Sekunden werde ich zum Kind. Lauf auf den Baum zu und bemerke schon beim Laufen das dort etliche Kastanien zu finden sind. Ich hocke im Gras und sammle Kastanien und bin dabei genauso glücklich, wie damals als Kind.

Leider muss ich weiter - es wird langsam kalt, so ohne Bewegung. Zudem habe ich keinen Platz für all die Kastanien - ich komme vom Schwimmen, meine Tasche ist voll mit Handtuch und nassen Badesachen.

Also gehe ich weiter, langsam - schaue nochmal über meine Schulter und lächle den Baum an.
Auf dem restlichen Weg schwelge ich in Erinnerungen...

Meine Schwester ist wieder vier und auch ich bin wieder zehn Jahre alt, wir suchen gemeinsam mit Mama Kastanien. Ich spüre Mamas warme Stulpen, als ich ihre Hand nehme.
Das ist Licht ist warm, das Laub raschelt unter den kleinen Füßen meiner Schwester. Wir suchen bei unseren Lieblingsplätzen - auf dem Friedhof, bei den großen alten Bäumen.
Wir freuen uns über jede Kastanie - egal ob groß, klein, rund oder mit gerader glatter Seite. Wir lieben sie alle.

Gut gebettet, in einem Stoffbeutel, werden sie nach Hause gebracht. Die Wangen sind rot von der Kälte, die Hände glühen, als sie an der Heizung aufwärmen.
Mama kocht Tee, öffnet Kekse und zündet Kerzen an. Wir Kinder breiten die Kastanien auf dem Tisch aus und zeigen uns die Schönsten, die wir gefunden haben. Mama sucht in der Schublade nach dem passend "Werkzeug" und so tragen wir nach und nach Streichhölzer, einen kleinen Bohrer, Holzperlen und Kleber zusammen. Und dann fangen wir mit dem Basteln der Kastanienmännchen an. Manche Kastanien haben wir schon zur Seite gelegt - unsere Lieblinge - die, die besonders schön sind, werden nicht verbastelt. Sie bleiben neben uns liegen und werden auch am Abend neben uns Kindern, beim einschlafen liegen.
Mama wird ihre schönste Kastanie in ihre Jackentasche, als Handschmeichler, legen und sich jeden Morgen dran erfreuen.

Meist haben wir nicht viele Kastanienmännchen gemacht - zu schwer war es, dass sie das Gleichgewicht halten können und vorallem waren sie zu schön. So geschmeidig glatt, eine künstlerische Maserung, so leicht, so elegant und die wunderbare Farbe - als hätte man die Herbstsonne eingefangen.

Ganz unbearbeitet
- denn, diese Schönheit braucht nichts weiter -

Eure Alexa ❤
 

6 Kommentare:

  1. Hallöchen,meine liebe Alexa, ist es Gedankenübertragung oder bist du mir doch ganz nah......Ich war heute mit einer kleinen Gruppe wandern. Da habe ich auch einige Kastanien gefunden und so an meine Kindheit bzw. an euch zwei Lieben gedacht......, es war eine sehr schöne Zeit als ihr klein wart. :0)
    Ja, der Herbst hat schon auch sehr schöne Seiten. Du hast es wieder einmal auf den Punkt gebracht.
    Ich freue mich für dich.
    Ganz liebe Grüße aus SRO von Omi

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  2. Du schreibst soooo schön! Ich liebe deinen Blog :) ganz viel Spaß noch, ich freue mich, mehr von deinem Abenteuer lesen zu können :)

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  3. Liebes Kind, eben aus dem Urlaub zurück gekommen, noch die Jacke an, war es mein erstes, den Rechner an zuschalten, um dir ganz schnell wieder etwas näher zu sein. Dann finde ich diesen schönen Post hier, da gibt es kein halten, da kullern die Tränen ... Danke dir, das hast du so schön eingefangen! Ja und eine Kastanie habe ich natürlich in meiner Jackentasche!
    Hab dich lieb!
    Mama

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